Duftende Leckereien, heißer Punsch oder Glühwein und besonders liebevolle Geschenkideen – auch an diesem Wochenende werden wieder viele Menschen zu einem der zahlreichen Weihnachtsmärkte pilgern. Oder vielleicht gleich zu mehreren? Es gibt jedenfalls einige tolle Angebote. Wir haben uns als kleine Anregung das großartige Engagement der Feldbergschule, einer Förderschule des LWV, am zweiten Advent in Idstein angeschaut.
Zwei der hübschen Vogelfutterringe möchte die Besucherin des Idsteiner Weihnachtsmarkts gerne kaufen. Kein Problem für den Erstklässler Sejay, den Preis dafür kann auch er schon ohne weiteres ausrechnen. „Das macht zusammen zwei Euro“, sagt er leise. Geld annehmen, Rückgeld herausgeben, sich bedanken und verabschieden – ganz schön viel, woran er denken muss. Die Einkäufe der nächsten Besucher sind schon herausfordernder. Gut, dass es Unterstützung von Siebtklässlerin Melina und Lehrerin Anke Zerbst gibt. So klappen auch größere Geldgeschäfte am Stand der Feldbergschule Idstein ohne Probleme.
Die Feldbergschule, eine von 15 LWV-Förderschulen in Hessen, ist eine Schule mit den Förderschwerpunkten emotionale und soziale Entwicklung sowie für kranke Schülerinnen und Schüler. Die 80 Kinder und Jugendlichen der Klassen eins bis zehn werden jahrgangsübergreifend unterrichtet, darunter 14 Patientinnen und Patienten der Vitos Kinder- und Jugendklinik für psychische Gesundheit Idstein.
ERHALT DES REGENWALDS FÖRDERN, FAMILIEN VOR ORT UNTERSTÜTZEN
Ein besonderes Angebot der Schule ist das Weihnachtsmarkt-Projekt „Schau mal über‘n Tellerrand“. Seit 24 Jahren leisten Schülerschaft und Lehrkräfte der Feldbergschule damit weltweit Hilfe zur Selbsthilfe. „Das Projekt ist fix im Schuljahr verankert. Im Mai startet die Vorauswahl, welche soziale Initiative wir im kommenden Schuljahr unterstützen wollen. Zur Abstimmung stehen am Ende zwei Initiativen, die den Lernenden von zwei Schülergruppen präsentiert werden“, erklärt Schulleiterin Susanne Werner den Ablauf. „Dieses Jahr fiel die Wahl auf eine Kleinbauern-Kooperation in Guatemala in Zusammenarbeit mit der Tropenwaldstiftung OroVerde.“ Die Einnahmen auf dem Weihnachtsmarkt fließen dann in das ausgewählte Projekt.
Um in die engere Wahl zu kommen, muss eine Initiative bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Sie muss den Schutz der Natur sowie den Zugang zu Bildung für Kinder und Jugendliche beinhalten. „Außerdem soll unsere Schülerschaft aus erster Hand über die Initiative erfahren können. Ein Besuch der Projektleitung in der Feldbergschule gehört deshalb immer dazu“, ergänzt Werner.
In den letzten Wochen gingen die Schülerinnen und Schüler im Projektunterricht dann verschiedenen Themen auf den Grund: etwa „Tiere und Pflanzen im Regenwald“, „Land und Leute in Guatemala“ oder „Vom Kakaobaum zum Schokonikolaus“. Anhand von Plakaten oder Bildschirm-Präsentationen stellen sie ihre Ergebnisse den Mitschülern vor. Melina hat eine Präsentation über Guatemala erstellt. „Das Vorstellen und freie Sprechen vor den anderen Klassen ist ganz schön aufregend. Aber auch toll, wenn man es dann geschafft hat“, erzählt die Jugendliche.
Gleichzeitig fiel der Startschuss, um mit Volldampf in die Herstellung der hochwertigen Produkte zu starten. In dreizehn Werkstätten produzierten die Schülerinnen und Schüler ihr Warenangebot für den Weihnachtsmarkt. Etwa lustige Weihnachtswichtel und hübsch dekorierte Sterne aus Holz, dekorative Vogelfuttertassen oder aromatisierte Essige. Eine Gruppe gestaltete auch einen Flyer mit wissenswerten Fakten rund um das Projekt, der in Idstein von den Jungen und Mädchen verteilt wurde. Kurz vor dem Termin im Dezember benötigt der Aufbau der schuleigenen Holzhütte auf dem König-Adolf-Platz noch tatkräftige Unterstützung. Auch der Kinderpunsch darf natürlich nicht fehlen. Bei Winterwetter freuen sich insbesondere die jungen Weihnachtsmarktgäste darüber.
100 PROZENT DES ERLÖSES WIRD GESPENDET
Nicht alle Schülerinnen und Schüler können am Wochenende des Weihnachtsmarkts am Stand der Feldbergschule mithelfen. Damit möglichst viele Kinder in den Genuss kommen, wechseln sie sich stündlich ab. Joleen füllt zu Beginn ihrer Schicht erst einmal die Vogelfutterringe nach. „Dafür haben wir Kokosfett geschmolzen und mit Sonnenblumenkernen gemischt. Die Masse füllt man dann in Förmchen oder Tassen und lässt sie anschließend fest werden“, weiß die Viertklässlerin. Gemeinsam mit Constantin aus der Klassenstufe eins bis drei und Lehrerin Nadine Becker ist sie dann eine Stunde lang für den Verkauf zuständig. „Preise addieren, kassieren, Rückgeld berechnen – das ist schon angewandte Mathematik“, freut sich die Schulleiterin. „Die Kinder üben im Projekt auch zu argumentieren, zu präsentieren und Leistungen anderer zu würdigen. Außerdem erfahren sie, dass der eigene Beitrag für Veränderung sorgt. Für die Älteren tragen die Werkstattprojekte auch zur Berufsorientierung bei.“
Glücklicherweise meint es das Wetter gut mit den Helferinnen und Helfern. Immer mehr Menschen strömen auf den Markt und besuchen den Stand der Feldbergschule. Auch die Familie von Sejay schaut vorbei. Die Eltern sind sich einig: „Das Weihnachtsmarkt-Projekt der Schule ist eine tolle, lehrreiche und motivierende Sache!“ Für den Erstklässler und seinen kleinen Bruder kaufen sie eine süße Weihnachtstüte und für ihr Zuhause ein Flaschenlicht. Hergestellt und dekoriert von Sejay und den anderen Kindern der Flaschenlicht-Werkstatt.
„Es wäre prima, wenn wir eine ähnliche Summe wie die vergangenen Jahre spenden könnten“, sagt Susanne Werner. „Unser Ziel ist es, mit der Spende eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, die den Familien der Kleinbauern ein Einkommen sichert und damit aktiv zum Schutz des Regenwaldes beiträgt.“ Auch den Schulkindern und Lehrkräften winkt eine Belohnung: das große Schulbuffet im Frühjahr 2025, mit vielen typischen Speisen aus Guatemala.